Unsere Polizei sollte im Internet sichtbar sein
In den USA stehen Apps wie Snapchat, Tiktok und Instagram gerade mehr in der Kritik als hier. Und das nicht nur für Algorithmen, die uns und unsere Kinder pausenlos auffordern, die App zu öffnen. Sondern für Ihre Tatenlosigkeit in Bezug auf die Verfolgung von Pädokriminalität.
Snapchat und Co sind verantwortlich diese erst gar nicht zuzulassen, scheinen aber überfordert. Sie sollten aber nicht verantwortlich für die Strafverfolgung im Internet werden. In Europa handelt es sich bei Verdacht auf Pädokriminalität um Straftaten, bei denen die Polizei verpflichtet ist, zu ermitteln.
Der Cyberkriminologe und ehemalige Hauptkommissar Prof. Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger macht dazu konkrete Vorschläge.
Eine Medien-Plattform ist ein (halb)öffentlicher Raum
Wir sollten uns diese Apps als privat betriebene öffentliche Räume vorstellen, so wie ein Einkaufszentrum oder ein Fussballstadion. Der Unterschied besteht darin, dass die Täter dort wissen, dass sie beobachtet werden, während sie sich bei Snapchat und anderen seit einem Jahrzehnt völlig sicher vor Strafverfolgung fühlen können.
Es braucht Notfall-Buttons in jeder App
Um dies zu ändern, könnten Buttons in den Apps zur Verfügung gestellt werden, um Straftaten direkt melden zu können – ohne zur Polizeistation gehen zu müssen.
Ein erster guter Ansatz ist die clickandstop.ch Initiative von Kinderschutz Schweiz.
Unsere Polizei muss online sichtbar werden, um Straftaten vorzubeugen
Ermittler müssen endlich in großer Zahl in den Apps präsent sein und sich vor allem zu erkennen geben, um potenzielle Täter nicht länger im Gefühl zu wiegen, dass sie dort weiterhin tun können, was sie wollen. Prävention durch Vorträge in Schulen und durch Eltern reicht nicht, diese muss in den Apps geschehen.
Thomas-Gabriel Rüdiger beschreibt auch, was passieren würde, wenn auf einmal alle versuchten Online Straftaten durch uns gemeldet würden: Die Polizei wäre mit der Flut der Anzeigen komplett überfordert. Er empfiehlt uns dazu einfach einmal wieder in den Spam-Ordner des eigenen E-Mail Accounts zu schauen.
Ein spannender Podcast dazu:
E45 – Cyberpolicing – im Gespräch mit Prof. Dr. Thomas-Gabriel-Rüdiger – KrimSchnack